Wie ein mittelalterlicher Ritterturm ragt der Lüneburger Wasserturm über die Dächer der Hansestadt. Erbaut wurde der Wasserturm von 1905 bis 1907 im Südosten der Lüneburger Altstadt. Mit einer heute noch vorhandenen Federzeichnung bewarb sich der 1899 nach Lüneburg gekommene ehemalige Baumeister und nun Architekt Franz Kügler um den Auftrag zum Bau des Wasserreservoirs. Mit seinen Türmchen und Zinnen, den aufstrebenden Pfeilern und seinen Spitzbogigen Fenstern ist der Wasserturm ganz im Zeitgeist des 19. Jahrhunderts errichtet worden. Das Uenglinger Tor war wahrscheinlich Vorbild für die Gestaltung der Fassade. Es diente als Stadttor der Stadt Stendal in der Altmark. Der Entwurf von Franz Krüger kann die für die damalige Zeit hochmoderne Technik des Turminneren nicht widerspiegeln. Der 55 Meter hohe Turm, ist heute das höchste nicht-kirchliche Bauwerk in der Lüneburger Innenstadt. Er besteht aus einem quadratischen 18 Meter hohen Sockel. Der Hochbehälter mit seinem 500 m³ Volumen ist von einem runden mittleren Teil ummauert. Der obere Teil wird von 16 massiven stabilisierenden Säulen getragen, dieser wurde mindestens einmal aufgestockt. Der Kranz des Sockels war von Beginn an als Aussichtsplattform gedacht. Das Volumen des Wasserreservoirs erwies sich schnell als zu knapp kalkuliert, schon 1913 reichte der Vorrat nur noch für einen Vormittag aus. Den Hochbehälter, die Filter sowie die Enteisungsanlage wurden von dem Hamburger Ingenieur Georg Bollmann entworfen. Das Wasser der Tiefenbrunnen beförderten die Pumpen der Ratsmühle bis unter das Dach des Turms. Da es über Rieselerflächen floss wurde es mit Sauerstoff angereichert. Durch die Berührung mit Sauerstoff wurde das Eisen aufgefällt. Und durch die Sandfilter durch welches es sickern musste schließlich gereinigt. Das nun saubere Trinkwasser wurde mit genügend Druck selbst in die Wasserleitungen der etwas höher liegenden Wohngebiete gespeist. 1986 wurde die Anlage außer Dienst gestellt. Ausser dem Wassertank wurde die Technik verschrottet. Zum Glück scheiterte der geplante Abriss an den Kosten und wurde das Gebäude schließlich unter Denkmalschutz gestellt. 1997 – 2000 wurde der Turm saniert und steht auf voller Höhe als Aussichtsturm zur Verfügung. Ein Aufzug bringt die Besucher bis zur 6 Ebene des Bauwerkes, von hier aus gehen 20 Stufen zur Aussichtsterasse. Die oberen Stockwerke des Turms sind teilweise wie ein Museum eingerichtet. Neben dem Wasserturm schuf der Architekt Franz Krüger eine Vielzahl öffentlicher Gebäude in Lüneburg. Den ehemaligen Heidebahnhof, das alte nicht mehr vorhandene Kurhaus, das Logenhaus, zwei Flügel des Museums für das Herzogtum Lüneburg, das Priorinnenhaus im Kloster Lühe, das ehemalige Regierungsgebäude sowie die Schule im Grimm.